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EU LIFE Projekt Wiesenvögel NRW wird ausgezeichnet

28.02.2023

LIFE Projekt Steckbrief - Das LIFE Projekt Wiesenvögel NRW setzt seit Oktober 2021 zahlreiche Maßnahmen für den Wiesenvogelschutz in NRW um.

Das Projekt mit dem Ziel der Bestandssicherung wiesenbrütender Vogelarten wie Uferschnepfe, Großer Brachvogel, Rotschenkel, Kiebitz, Bekassine, Löffelente, Knäkente und Wiesenpieper in acht EU-Vogelschutzgebieten des NRW-Tieflandes läuft in Zusammenarbeit des LANUV (Projektträger) mit neun Biologischen Stationen und einem Naturschutzverband im Tiefland von NRW und der niederländischen vogelkundlichen Organisation SOVON seit Oktober 2021.

In NRW kommen die meisten dieser Arten vor allem in den acht Projektschutzgebieten der Atlantikregion vor. Für Nordwesteuropa sind die Bestände der Zielarten in NRW von großer Bedeutung. Außerdem bildet NRW ein Bindeglied in der Kette der Brutgebiete zwischen Nordwesteuropa und dem zentralen Binnenland Europas und bietet ein kohärentes Natura 2000-Netz von Kernbrut- und Rastgebieten. Es ist daher von großer Bedeutung, diese Populationen mit zum Teil sehr hohen Dichten von Uferschnepfe und Großem Brachvogel zu stabilisieren und zu sichern, um die negativen Bestandstrends umzukehren und den Erhaltungszustand zu verbessern. Dies würde auch der langfristigen Sicherung der Kernpopulationen in der weiteren atlantischen Region dienen. Die Rastplätze im Binnenland werden immer spärlicher; alle Rastvogelarten sind auf ein Netz von geeigneten Rastplätzen angewiesen.

Die Hauptgründe für den Rückgang der Zielarten sind der Verlust geeigneter Lebensräume und niedrige Reproduktionsraten. Der Verlust von Lebensräumen ist auf die intensive landwirtschaftliche Nutzung und einen unzureichenden Wasserhaushalt, vor allem aufgrund der Entwässerung, zurückzuführen. Im Allgemeinen verfügen die Gebiete über hocheffektive Entwässerungssysteme und sind daher eher trocken geworden, was durch die Auswirkungen des Klimawandels noch verstärkt wird. Darüber hinaus werden die Gebiete zunehmend fragmentiert, der offene Landschaftscharakter geht verloren, und die Prädation durch Füchse, Waschbären (eine nicht heimische invasive Art) und Wildschweine hat erheblich zugenommen. Letzteres lässt sich an der Entwicklung der Jagdstatistiken und den vorläufigen Ergebnissen der Kameraüberwachung der Nester der Zielarten in den am Projekt beteiligten Schutzgebieten ablesen. Diese negativen Faktoren stehen in einer gewissen Wechselbeziehung zueinander. Neben dem Verlust traditioneller Wiesen ist auch die Vielfalt an (blühenden) Pflanzen- und Insektenarten sowie die Biomasse an Wirbellosen (nicht zuletzt wichtig als Nahrungsquelle für Wiesenvögel) stark zurückgegangen. Ein weiterer negativer Faktor ist die Zunahme von Binsen, Schilf und Seggen in den Feuchtwiesen, die die Flächen für Wiesenvögel ungeeignet machen.

Das Land NRW hat 1985 ein groß angelegtes Feuchtwiesen-Niederungsschutzprogramm aufgelegt. Dieses und andere Schutzmaßnahmen führten zur Ausweisung von Schutzgebieten (35.000 ha, zum Teil in SPAs), zum Flächenerwerb und zur wiesenvogelfreundlichen Entwicklung von Flächen, um die Bedingungen für die Feuchtwiesenvögel des Tieflandes zu verbessern. Dies hat den Vogelpopulationen erheblich geholfen, konnte aber ihren Rückgang nicht aufhalten

 

UN-Dekade

Zehn Jahre, um die Trendwende aktiv zu gestalten

Intakte Ökosysteme sind eine zentrale Voraussetzung, um die Lebensgrundlagen der Menschen zu verbessern, dem Klimawandel entgegenzuwirken und den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Die Vereinten Nationen haben daher die Jahre 2021 bis 2030 zur UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen erklärt. Sie rufen dazu auf, die fortschreitende Verschlechterung und Zerstörung von Ökosystemen überall auf der Welt zu stoppen und degradierte Ökosysteme wiederherzustellen.

Ein gemeinsames Ziel

Die Dekade unterstützt die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und ergänzt die UN-Konventionen zur Biodiversität (CBD), zum Klimawandel (UNFCCC) und zur Wüstenbekämpfung (UNCCD). Sie wird koordiniert vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP und der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO. Offizieller Starttermin der Dekade war der Weltumwelttag am 5. Juni 2021. Sie schließt damit an die UN-Dekade Biologische Vielfalt an, die 2020 zu Ende ging.

Ziele der UN-Dekade Ecosystem Restoration

Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass die nächsten zehn Jahre entscheidend sein werden im Kampf gegen den Klimawandel und das weltweite Artensterben. Eine Grundlage ist die Wiederherstellung beschädigter Ökosysteme. Dazu verfolgen die Vereinten Nationen mit dieser UN-Dekade drei zentrale Ziele:

Weltweit Menschen zu mobilisieren,

den Nutzen von Ökosystemen zu erkennen und sich für ihre Wiederherstellung einzusetzen.

den notwendigen politischen Willen zur Wiederherstellung von Ökosystemen zu schaffen.

die zur weltweiten Umsetzung der UN-Dekade benötigten technischen Kapazitäten zu entwickeln.

Deutschland geht voran

Das Bundesumweltministerium (BMUV) hat im Rahmen der „Bonn Challenge zur Wiederherstellung von Wäldern und Waldlandschaften“ eine wichtige Rolle bei der Entstehung der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen übernommen. Gleichzeitig trägt Deutschland auf internationaler Ebene mit der Unterstützung zahlreicher bi- und multilateraler Projekte zur Wiederherstellung von Ökosystemen weltweit zur Umsetzung der UN-Dekade bei, unter anderem im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative.

Auch bei der Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 spielt Deutschland eine aktive Rolle. Die neue Strategie beinhaltet konkrete Ziele zur Wiederherstellung von Ökosystemen in den Mitgliedsstaaten der EU.

Dazu gehört unter anderem:

mindestens 30 Prozent der Landfläche und 30 Prozent der Meeresfläche in Europa unter Schutz zu stellen – davon ein Drittel unter strengen Schutz,

für mindestens 30 Prozent der unter der Habitat- und Vogelschutz-Richtlinie geschützten Lebensräume und Arten eine Verbesserung des Erhaltungszustandes zu erzielen,

Fließgewässer in Europa auf einer Länge von mindestens 25.000 Kilometern von Barrieren zu befreien und in einen freifließenden Status zu versetzen,

Wälder, insbesondere Primärwälder in der EU und weltweit, zu erhalten, sowie eine Wiederherstellung degradierter Wälder und Waldlandschaften zu initiieren,

bis 2030 drei Milliarden Bäume zu pflanzen und Landschaftselemente auf 10% des Agrarlandes zu entwickeln,

den Anteil des Biolandbaus und biodiversitätsreicher Landschaftselemente auf Agrarflächen der EU zu steigern,

den Gebrauch von Pestiziden bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren,

den Verlust bestäubender Insekten zu stoppen bzw. zur Erhöhung deren Anzahl und Vielfalt beizutragen.

Pläne und Maßnahmen in Deutschland

Deutschland leistet mit zahlreichen Förderprogrammen des Bundes und der Bundesländer wichtige Beiträge zur Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen. Dazu gehören auf Bundesebene das Bundesprogramm Biologische Vielfalt, das Bundesprogramm Blaues Band Deutschland, das Förderprogramm Chance Natur für Naturschutzgroßprojekte, das Aktionsprogramm Insektenschutz, der Masterplan Stadtnatur zur Verbesserung der grünen Infrastruktur in der Stadt sowie der Wildnis- und Waldklimafonds.

Die UN-Dekade in Deutschland wird im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMUV) und des Bundesamts für Naturschutz (BfN) umgesetzt und vom UN-Dekade-Büro koordiniert. Die Maßnahmen zielen darauf, den öffentlichen Diskurs über die Bedeutung intakter Ökosysteme zu fördern, Agierende aus Praxis, Forschung, Politik und Gesellschaft in den Dialog zu bringen und neue Wiederherstellungs-Projekte anzuregen. Aktuelle Informationen zu allen Aktivitäten erhalten Sie regelmäßig über unseren Newsletter und die Social-Media-Kanäle der UN-Dekade (InstagramFacebookTwitter).

Projektwettbewerb

Im Rahmen des UN-Dekade-Projektwettbewerbs zeichnen das Bundesministerium (BMUV) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) aktuelle, repräsentative Projekte zur Wiederherstellung, Erhaltung oder Pflege von Ökosystemen aus. Zwischen 2022 und 2024 finden fünf unabhängige Wettbewerbsrunden statt, jede stellt einen neuen Ökosystem-Komplex im Mittelpunkt. Eine Jury aus BMUV und BfN ermittelt in jeder Runde die besten drei Projekte, die vor Ort ausgezeichnet und gewürdigt werden.

Die ausgezeichneten Projekte dienen als Best-practice-Beispiele und sollen weitere Aktivitäten zur Wiederherstellung von Ökosystemen in Deutschland anregen. Die Auszeichnung hat die Bedeutung eines Qualitätssiegels, das zur Reputation der Projekte beiträgt.

Das LIFE Wiesenvögel NRW Projekt wurde als Top 10 Projekt ausgezeichnet, insgesamt haben sich 32 Projekte aus Deutschland beworben, das LANUV Projekt belegte einen ausgezeichneten 4.Platz.